Warum Zeitmangel eine Illusion ist und was du in wirklich stressigen Situationen tun kannst
Dass wir „keine Zeit haben“ ist häufig eine Illusion. Und auch, dass wir ständig „gestresst sind“ entspricht nicht wirklich der Wahrheit. Zugegeben, es entspricht in dem Moment, indem du die Worte sagst, »deiner« Wahrheit. Beides sind jedoch Aussagen, die darauf schließen lassen, dass wir unsere Zeit wenig sinnvoll nutzen, diese z. B. mit unsinnigen Dingen vergeuden.
Wie ich so etwas behaupten kann? Wirst du wütend, wenn du so etwas liest?
„Wir alle haben 24 Stunden, 1.440 Minuten und 86.400 Sekunden Zeit pro Tag.“
Die Frage ist, warum machen uns solche vermeintlichen Anschuldigungen eigentlich so wütend? Um es kurz zu fassen: Wir werden getriggert, etwas an uns zu ändern. Mit den Aussagen „Ich habe keine Zeit“ und „Ich bin so gestresst“ geben wir die Schuld dafür an externe Faktoren ab, die wir schlicht nicht beeinflussen können… oder?
Das Ganze jedoch herumzudrehen und anzudeuten, dass evtl. interne Faktoren – wir selbst – als schuldig zu sehen sind und wir selbst dementsprechend etwas ändern können? Lebt wohl, gewohnte Ausreden! Leb wohl, Komfortzone! Es war schön und sehr bequem mit euch!
Unser Verhalten, z. B. in stressigen Situationen auch dementsprechend gestresst zu reagieren, ist für uns „normal“ – da wir uns selbst so über Jahre hinweg konditioniert haben. Etwas daran ändern zu wollen, ist für unsere Identität unangenehm, da dies bedeutet, unsere Komfortzone zu verlassen.
Achte einmal im Gespräch mit scheinbar chronisch gestressten Menschen auf die Reaktion, wenn du Vorschläge macht, wie sie den Stress reduzieren können. „Brauche ich nicht“ und „das weiß ich alles“ sind Standardantworten. Wenn du es weißt, warum handelst du dann nicht dementsprechend? Spoiler Alert: Sie wollen nicht!
Stresssucht ist gar nicht so abwegig, wie es scheint. Wenn du deinen Körper lange genug entsprechend konditionierst, produziert er nach einer Weile wie auf Kommando die speziellen Chemikalien, die er für diese Reaktion benötigt. Der Stress fängt an, sich gut für uns anzufühlen und wird zu unserem Normalzustand.
Und da unser Normalzustand unsere Komfortzone ist, die wir nicht verlassen wollen, stoßen wir alles ab, was uns den Stress reduzieren lassen würde. Denn wir wollen ihn ja behalten, weil er sich für uns gut anfühlt. Wichtig hier anzumerken: Das Ganze spielt sich in unserem Unterbewusstsein ab, was bedeutet, dass das natürlich kein bewusstes Verhalten ist.
Selbstverständlich gibt es aber – gerade im Arbeitsalltag – häufig auch Situationen, die wirklich stressig sind und über die wir keine Kontrolle haben. Hier hilft häufig schon ein Perspektivenwechsel:
- 1. Was ist das worst-case-szenario?
- Drohen ernste Konsequenzen, wenn du die Aufgabe nicht in der vorgegebenen Zeit erledigst? Oder muss dein Chef einfach eine Stunde länger auf einen Bericht warten, den er sowieso erst in 2 Tagen braucht? Priorisiere!
- 2. Gestalte deine Zeit selbstbestimmt
- Du musst nicht jedem Menschen gerecht werden, der etwas von dir will. Schon gar nicht sofort. Deine Bekannte aus Kindertagen kann auch noch einen weiteren Tag auf deinen Rückruf warten. Dein Kollege, der mit dir einen Kaffee trinken will, arbeitet auch noch nächste Woche mit dir zusammen. Auch hier – Prioritäten setzen!
- 3. Fokussiere dich nicht auf die Zeit, die dir fehlt, sondern auf die Aufgabe, die du erledigen musst
- Klingt logisch? Warum tust du es dann nicht?
„Where you place your attention is where you place your energy.“
– Joe Dispenza
Quellen:
Dispenza, Breaking the habit of being yourself, 2012
Dispenza, Evolve your brain, 2007